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Es ist soweit, die Ultralangstreckenläufer rüsten für ihren Frühjahrslauf, von Wolfach nach VS-Schwenningen. Heute geht es nicht darum als erster in einer möglichst kurzen Zeit im Ziel zu sein. Es ist der Faktor "Erlebnis", der die bestimmende Größe in dem etwa neunstündigen Lauf quer durch den Schwarzwald sein wird. Dabei geht es über eine Distanz von 65 Kilometer mit 1.400 Höhenmetern. |
Beim Erlebnislauf spielt die Gruppendynamik eine wichtige Rolle. An der Stelle, wo du eventuell im Wettkampf aufgeben würdest, da sind Läufer um dich herum, die dir Mut machen. Manchmal reicht es auch, zu sehen, dass du nicht der Einzige mit einer Krise bist. Neben dir gibt es auch andere Teilnehmer, die ihr "Limit im Kopf" erreichten. Dank der Gruppendynamik konnte dieser Punkt überwunden werden. |
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Die Stoppuhr am Handgelenk ist nicht mehr der leistungsbestimmende Faktor. Ein Teil der Läufer und Läuferinnen nutzt das Angebot des Erlebnislaufes als Vorbereitung zu den Frühjahrsentscheidungen. Andere sind es leid, Jahr für Jahr auf den Hochgeschwindigkeitsstrecken der Stadtmarathons, sich allein dem Diktat der Stoppuhr zu unterwerfen. Beim Erlebnislauf wird die Uhr am Handgelenk irgendwann im Verlauf des Rennens keine leistungsbestimmende Bedeutung mehr haben. Es bleibt plötzlich Zeit die Natur zu genießen. Es kommt zu völlig neuen Erkenntnissen über die Leistungsfähigkeit des eigenen Körpers. |
Der Begriff "Grenzen sprengen" trifft hier den Nagel auf den Kopf. Der Teilnehmer überwindet Grenzen, die er im Alleingang so nicht schaffen würde. Das Glücksgefühl, das einem beim Finish im Schwenninger Moos überkommt, ist unbeschreiblich und hält bei denen, die den Lauf bewusst erlebt haben, über Wochen an. Der Reisebus, der die Läufer über die Distanz von 65 Kilometer begleitet, lässt die per Transfer von Schwenningen angereisten Läuferinnen und Läufer frei. Auch wir sind schon um 5:00 Uhr aufgestanden, um nach dem Frühstück mit dem Auto bis zum Bustreff zu fahren. |
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Es ist Samstagmorgen, dreißig Minuten vor acht, 2 Grad minus, aber die Sonne vertreibt schon den Frühnebel. Die Gemüsehändler richten ihre Marktstände rund um den Rathausplatz des Schwarzwaldstädtchens Wolfach ein. Alle die gemeldet haben, sind am Start. Prüfende Blicke huschen über den morgendlichen Himmel. Die Gesichter strahlen mit dem Sonnenschein um die Wette. |
Der Startschuss fällt kurz nach acht. Gemächlich geht es in Richtung erste Verpflegungsstation. Leicht, oder auch nicht, nimmt man den ersten Anstieg nach St.Jakob. Hier warten die Helferinnen vom TV Wolfach mit warmen Getränken und einer Kleinigkeit zum Essen. Nach drei bis vier Minuten Pause geht es weiter in Richtung Hörbenhof. Der Anstieg zieht sich fast über die gesamte Länge von sechs Kilometer. Hier gilt es, die Strecke nicht um jeden Preis im Laufschritt zu passieren - nur nicht überpowern! Danach erreichen wir den Hörbenhof und gönnen uns mit den Anderen die Verschnaufpause von 3-4 Minuten. Reizvolle landschaftliche Eindrücke begleiten die Läuferinnen und Läufer bei ihrem letzten großen Anstieg zum Moosenmättle hinauf. |
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Es ist wärmer geworden und wir können Handschuhe, Jacke und Mütze getrost im Begleitfahrzeug deponieren.Weiter geht es geht über den Windkapf zum Gasthaus "Staude". Über St.Georgen führt der Weg zum Rathaus Buchenberg. Es ist etwa 13:30 Uhr und mit 42 Kilometer ist die Marathonstrecke erreicht. Ab hier ist jeder Schritt für uns beide ein neuer Längenrekord. Das tut gut - verdammt gut - und wir fühlen, dass wir unser Ziel erreichen werden. Auf dem Weg über die Ruine Waldau hin zum Wanderparkplatz Königsfeld meldet sich bei einigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern erstmals ernsthaft die Psyche. |
In der Folge registriert man auch ein erstes Zucken in den Muskelgruppen und in den Gelenken. In diesem Moment zeigt sich die Stärke des Erlebnislaufes. Die Schnelleren warten geduldig bis die mit Problemen kämpfenden wieder aufgeschlossen haben. Man berät sich, gibt sich Tipps und ein leichtes Schulterklopfen bewirkt unglaubliches. Die letzten 12 Kilometer führen vorbei an den Windkraftwerken in Villingen und an der Polizeihochschule Schwenningen. Diese "letzten" Kilometer werden für manchen Teilnehmer zur Bewährungsprobe. Als das Ziel gegen 16:45 Uhr im Schwenninger Moos erreicht ist, werden begeistert die Arme hochgerissen - 65 Kilometer gelaufen und wir haben es geschafft! |
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Nach dem Duschen wurden in einer gemütlichen Atmosphäre an alle Teilnehmer die Urkunden und Pokale verteilt. Das Ziel erreichten von 62 Starterinnen und Startern 57. Für den Veranstalter Walter Eberhard ist dies ein Indiz dafür, dass in der Gruppe sehr diszipliniert gelaufen wurde. So richtig registriert wurde der Lauf erstmals 1999, als Joe Kelly sich daran beteiligte. Von da ab wurde die Veranstaltung zum Selbstläufer; sie wurde zu einem Treffen ganz mutiger Laufenthusiasten in familiärer Atmosphäre. So stießen auch wir in diesem Jahr dazu. Eigentlich wollten wir zu viert von der BSG EV teilnehmen - vielleicht im nächsten Jahr. |